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Aktualisiert am:
13.5.2025
Batteriespeicher gelten als Schlüsseltechnologie der Energiewende, denn sie ermöglichen nicht steuerbaren Stromquellen wie Wind- oder Sonnenenergie Flexibilität. Auch in der Industrie wird zunehmend über ihren Einsatz nachgedacht – sei es zur Eigenverbrauchsoptimierung von Photovoltaik, zur Netzentlastung oder zur Reduzierung von Stromkosten. Doch gerade in Unternehmen mit hoher Last und komplexen Tarifstrukturen stellt sich schnell die Frage: Lohnt sich ein Batteriespeicher? Eine pauschale Antwort gibt es nicht, denn die sinnvollste Anwendung hängt stark vom Lastprofil eines Unternehmens ab. Um das besser einordnen zu können, schauen wir uns hier die verschiedenen Einsatzszenarien im Detail an.
Der erste Einsatzzweck, an den die meisten bei Batteriespeichern denken, ist die Eigenverbrauchsoptimierung. Eine PV-Anlage erzeugt je nach Ausrichtung entweder in den Mittagsstunden (Süd-Ausrichtung), oder in den Morgen- und Abendstunden (Ost-West-Ausrichtung) den meisten Strom. Doch je nach Betrieb fällt ein Großteil des Stromverbrauches zu Zeitpunkten an, an denen die Sonne nicht scheint, zum Beispiel nachts. Mit einer Batterie lässt sich Solarstrom speichern und zu einem beliebigen Zeitpunkt verwenden. So wird der Eigenverbrauchsanteil erhöht, und man ist weniger abhängig vom Stromnetz.
Den Eigenverbrauch zu erhöhen macht dann Sinn, wenn ein Unternehmen unter der Schwelle von 2.500 Benutzungsstunden liegt, und dementsprechend hohe Arbeitspreise zahlen muss. Pro abgenommener Solarstrom-kWh sparen sich diese Unternehmen je nach Netzbetreiber und Spannungsebene im Mittel 7 Cent Arbeitspreis plus den Netto-Strompreis.
Doch tatsächlich rechnet sich eine Batterienutzung zur reinen Eigenverbrauchsoptimierung nur in wenigen Fällen.
Das bedeutet: Für klassische Ein-Schicht-Betriebe oder Unternehmen mit stabiler Tageslast ist die Eigenverbrauchsoptimierung allein selten wirtschaftlich – zumindest bei aktuellen System- und Strompreisen. Wem aber Planungssicherheit sehr wichtig ist, oder wer hohen Wert auf Unabhängigkeit legt, ist im Zweifel bereit auch dafür zu zahlen.
In Kombination mit intelligenter Strombeschaffung kann ein Speicher aber durchaus sinnvoll sein. Wenn ein Unternehmen am Strommarkt flexibel einkaufen kann (z. B. über Spotmarkt-Tarife) und gleichzeitig Solarstrom gezielt speichert, lässt sich ein Speicher auch zur Arbitrage nutzen – also zum gezielten Laden bei niedrigen Preisen und Entladen bei hohen Preisen. In diesem Fall dient der Speicher nicht nur der Eigenverbrauchsoptimierung, sondern wird Teil einer smarten Beschaffungsstrategie, die aktiv Preisvorteile nutzt. Die Wirtschaftlichkeit verbessert sich dadurch deutlich – vorausgesetzt, das Unternehmen verfügt über ein gutes Energiemanagement.
Deutlich interessanter ist der Einsatz von Batteriespeichern zur Lastspitzenkappung (Peak Shaving). Denn viele Industrieunternehmen zahlen einen Großteil ihrer Netzentgelte nicht für die Strommenge (kWh), sondern für die höchste Leistungsspitze (kW), die in einem Abrechnungszeitraum auftritt. Ein Batteriespeicher kann diese Spitzen abfedern, indem er gezielt Strom bereitstellt, sobald eine Lastspitze droht. Das senkt den gemessenen Leistungswert – und damit die monatlichen oder jährlichen Leistungskosten.
Dieser Use Case betrifft Unternehmen, die mehr als 2.500 Benutzungsstunden haben, und dementsprechend hohe Leistungspreise zahlen. Typische Voraussetzungen für erfolgreiches Peak Shaving:
Je nach Tarifstruktur können Unternehmen mittels Lastspitzenkappung um die 200 Euro pro gekappter Lastspitzen-kWa sparen. Da ein Speicher je nach Verbrauchsprofil Lastspitzen deutlich reduzieren kann, ist der Effekt dementsprechend hoch. Ein Beispiel: Ein 100 kWh/50 kW Speicher kann eine Lastspitze um bis zu 50 kW reduzieren. Rechnet man die 50 eingesparten kW mal die 200 Euro, kommt man also auf 10.000 Euro pro Jahr, die man sofort dank Lastspitzenkappung einspart. Aber selbst bei einer konservativeren Betrachtung liegt die jährliche Ersparnis immer noch deutlich über 5.000€.
Immer attraktiver wird auch die Investition in Speicher, die netzdienlich angebunden werden. Ein möglicher Use Case ist, Speicher zur Vorhaltung von Regelenergie zu verwenden.
Regelenergie (auch Regelleistung) ist Strom, der sehr kurzfristig bereitgestellt oder abgerufen wird, um Schwankungen im Stromnetz auszugleichen. Das Stromnetz muss immer im Gleichgewicht sein – Stromerzeugung und Verbrauch müssen sich zu jeder Sekunde die Waage halten. Wenn es z. B. plötzlich zu viel Verbrauch oder zu wenig Einspeisung gibt, springt Regelenergie ein, um die Netzfrequenz stabil zu halten (nämlich bei 50 Hz).
Batteriespeicher eignen sich dafür besonders gut, weil sie schnell reagieren können – oft in Sekundenbruchteilen. Unternehmen mit ausreichend großen Speichern können an diesem Markt teilnehmen und damit Geld verdienen, indem sie die Batteriespeicher bereithalten, um kurzfristig Strom zu liefern oder aufzunehmen.
Alternativ kann man mit Batteriespeichern auch am Stromhandel teilnehmen, also Strom zu günstigen Zeitpunkten einkaufen und zu einem späteren Zeitpunkt wieder verkaufen - analog zum Trading an der Börse.
Das Geschäft - Stromhandel wie auch die Bereitstellung von Regelenergie - ist lukrativ, aber auch komplex. In der Regel braucht es weitere Dienstleister, sogenannte Direktvermarkter, die den Zugang zu den Strommärkten ermöglichen. Außerdem muss beachtet werden, dass die netzdienlich angebundenen Speicher nicht zusätzlich für Eigenverbrauchsoptimierung, Lastspitzenkappung oder Arbitrage verwendet werden können - man muss sich zwischen behind-the-meter oder front-of-meter entscheiden. Diese Option kann daher für Unternehmen interessant sein, die selbst keinen großen Verbrauch, aber einen großen Netzanschluss haben.
Ein Batteriespeicher ist kein Selbstläufer. Wer sich für einen Speicher interessiert, sollte daher auf eine standortspezifische Analyse setzen. Erst wenn Lastprofile, Tarifstrukturen und Fördermöglichkeiten berücksichtigt sind, lässt sich eine fundierte Entscheidung treffen. Richtig eingesetzt, kann ein Speicher dabei helfen, Stromkosten zu senken, die Stromversorgung zu flexibilisieren und die Netzanschlussleistung besser zu nutzen - aber die eigenen Gegebenheiten müssen dabei immer berücksichtigt werden.
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