Negative Strompreise
Negative Strompreise treten am Strommarkt auf, wenn das Angebot an elektrischer Energie die aktuelle Nachfrage übersteigt. In dieser Situation sind Stromerzeuger bereit, dafür zu bezahlen, dass ihnen Strom abgenommen wird, anstatt ihre Produktion herunterzufahren. Negative Strompreise sind ein Phänomen, das hauptsächlich an den kurzfristigen Strommärkten, wie dem Day-Ahead-Markt oder dem Intraday-Markt, beobachtet wird.
Ursachen für negative Strompreise
Die Hauptgründe für negative Strompreise sind:
- Hohe Einspeisung aus erneuerbaren Energien: Bei starkem Wind oder viel Sonnenschein kann das Angebot an Wind- und Solarstrom die Nachfrage deutlich übersteigen.
- Unflexible konventionelle Kraftwerken: Große konventionelle Kraftwerke (wie Atom- oder Braunkohlekraftwerke) sind in ihrem Betrieb unflexibel und können nicht einfach kurzfristig abgeschaltet oder gedrosselt werden, da das An- und Abfahren aufwändig und teuer ist. Sie produzieren daher auch bei einem Überangebot weiter.
- Netzengpässe: Manchmal kann Strom nicht dorthin transportiert werden, wo er benötigt wird. An einer Stelle des Netzes herrscht ein Überangebot, während an einer anderen ein Mangel besteht, was lokal zu negativen Preisen führen kann.
- Einspeisevergütungen: Betreiber von erneuerbaren Energieanlagen erhalten oft eine garantierte Einspeisevergütung für ihren Strom. Selbst bei negativen Marktpreisen erhalten sie diese Vergütung, was den Anreiz, die Produktion zu drosseln, verringert. (Hinweis: Seit 2012 erhalten neue Anlagen keine Vergütung mehr, wenn die Preise länger als 6 Stunden negativ sind.)
- Unflexible Verbraucher: Unternehmen mit einem hohen Stromverbrauch haben einen großen Anreiz, nicht auf Preissignale zu reagieren, da diese in der intensiven Netznutzung Anspruch auf stark reduzierte Netzentgelte haben.
Wann treten negative Strompreise meistens auf?
Negative Strompreise treten gehäuft in den Mittagsstunden im Sommerhalbjahr auf, also zu Zeitpunkten, an denen die Sonneneinstrahlung hoch ist und besonders viel Solarstrom erzeugt wird. Auch sonnige Sonn- und Feiertage sind häufig von negativen Strompreisstunden betroffen, zum Beispiel Ostern und Pfingsten, denn dort sind die Stromverbräuche niedrig.
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Auswirkungen und Bedeutung
Negative Strompreise haben verschiedene Auswirkungen auf den Markt:
- Steuersignal für den Netzausbau: Sie signalisieren, dass die bestehende Netzinfrastruktur an ihre Grenzen stößt und der Ausbau der Leitungen notwendig ist, um Strom von Überschussregionen in Bedarfsregionen zu transportieren.
- Anreiz für Verbraucher: Industrielle Großverbraucher mit flexiblen Prozessen können in Zeiten negativer Strompreise ihre Produktion hochfahren, um die kostenlose oder sogar vergütete Energie zu nutzen.
- Wirtschaftlichkeit von Speichern: Negative Preise erhöhen die Wirtschaftlichkeit von Batteriespeichern. Diese können in Zeiten negativer Preise Strom aufnehmen und speichern, um ihn später bei höheren Preisen wieder ins Netz einzuspeisen.
- Regulierungsmechanismus: Negative Strompreise fördern die Marktdisziplin, indem sie ineffiziente oder unflexible Kraftwerke dazu zwingen, ihre Produktion zu überdenken.
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