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Aktualisiert am:
30.5.2025
Netzentgelte sind Gebühren, die der Netzbetreiber erhebt, um den Betrieb, die Instandhaltung und den Ausbau seiner Netze zu finanzieren. Bei vielen Unternehmen machen Netzentgelte bis zu 50 Prozent der gesamten Stromkosten aus. Entsprechend wichtig ist es, Netzentgelte zu verstehen.
Die Gebühren werden jährlich angepasst und richten sich nach drei Faktoren:
Netzbetreiber haben lokale Monopole. Entsprechend ist man an seinem Unternehmensstandort auch auf den örtlichen Netzbetreiber angewiesen. Der Strombedarf wiederum gibt in der Regel auch die Spannungsebene vor - eine Aluminiumhütte lässt sich nicht mit einem Niederspannungsanschluss betreiben. So bleibt nur die Netznutzung – also Lastspitze und Strombezug – als Hebel, um die Netzentgelte zu senken.
Unternehmen mit einem jährlichen Strombedarf von mehr als 100.000 kWh fallen meistens in die registrierende Leistungsmessung (RLM). Das heißt, dass ihr Stromverbrauch alle 15 Minuten gemessen wird. Diese Daten, das Lastprofil, bilden die Grundlage für die Berechnung der Netzentgelte.
Die Netzentgelte für Unternehmen in der RLM setzen sich aus zwei Komponenten zusammen. Der Arbeitspreis wird gezahlt pro kWh, die der Kunde aus dem Netz bezieht. Der Leistungspreis richtet sich nach der höchsten Lastspitze in einem gegebenen Zeitraum, bspw. ein Jahr. Aus dem Jahresverbrauch und der Lastspitze ergeben sich die Benutzungsstunden. Dafür teilt man einfach den Jahresverbrauch durch die Lastspitze.
Beispiel: Bei einer Lastspitze von 100 kW und einem jährlichen Netzbezug von 150.000 kWh ergibt sich eine jährliche Benutzungsdauer von 1.500 Stunden (150.000 / 100).
Aus den Benutzungsstunden ergibt sich die Struktur der Netzentgelte. Wichtig ist hier die Schwelle von 2.500 Stunden. Liegt man unter 2.500 Benutzungsstunden, zahlt man einen recht hohen Arbeitspreis (je nach Netzbetreiber und Spannungseben zwischen 6 und 9 Cent pro kWh), aber einen geringen Leistungspreis (um die 20€ pro kW).
Liegt man über der Schwelle von 2.500 Stunden verschiebt sich das Gefüge von Leistungs- und Arbeitspreis. Der Arbeitspreis liegt dann nur noch bei rund 1 Cent pro kWh. Der Leistungspreis hingegen steigt deutlich an. Meistens liegt er über 150€ pro kW. Die Netzentgelte sind also so gestaltet, dass sie eine möglichst gleichmäßige Stromabnahme fördern, denn Verbraucher mit stark schwankendem Leistungsbezug und hohen Lastspitzen zahlen über den Leistungspreis deutlich mehr, während gleichmäßigere Lastprofile durch einen niedrigeren Arbeitspreis begünstigt werden.
Westnetz bspw. erhebt folgende Gebühren für Verbraucher in der Mittelspannung:
Je nach Benutzungsstunden ergibt sich also, wie man am effektivsten Kosten senkt. Wer wenig Benutzungsstunden (unter 2.500) hat, zahlt viel pro Kilowattstunde, sollte also seinen Netzbezug senken. Wer viele Benutzungsstunden (über 2.500) hat, zahlt viel für seine Lastspitze, sollte also seine Lastspitze senken. Wie genau man diese Maßnahmen in die Praxis umsetzt, haben wir hier für Sie zusammengefasst.
Haben Sie eine Benutzungsdauer von weniger als 2.500 Stunden im Jahr, können Sie Ihre Netzentgelte am effektivsten senken, indem Sie Ihren Netzbezug reduzieren. Dafür haben Sie grundsätzlich zwei Optionen:
Den Strombedarf zu senken ist für viele Unternehmen nicht einfach so umsetzbar. Mit einer PV-Anlage kann man aber den Netzbezug verlässlich reduzieren - und pro kWh, die man nicht über das Netz bezieht, spart man sich nicht nur den Netto-Strompreis, sondern auch rund 7 Cent Arbeitspreis, insofern man unter der Schwelle von 2.500 Benutzungsstunden liegt. Wichtig ist dabei, dass die Anlage auch optimal auf den Eigenverbrauch ausgelegt wird - nicht immer ist die größtmögliche Anlage auch die sinnvollste. Je nach Fall kann auch eine Batterie dabei unterstützen, den Eigenverbrauch weiter zu erhöhen. Doch auch hier gilt wieder: Damit sich eine Batterie rechnet, muss die Anlage sorgfältig geplant werden. In vielen Fällen lohnt sich die Anschaffung einer Batterie zur reinen Eigenverbrauchsoptimierung nicht, denn die Einsparungen, die man durch den reduzierten Netzbezug hat, amortisieren die Kosten für den Speicher nicht schnell genug.
Haben Sie eine Benutzungsdauer von mehr als 2.500 Stunden im Jahr, können Sie Ihre Netzentgelte am effektivsten reduzieren, indem Sie Ihre Lastspitze senken. Wieder können Sie an zwei Enden ansetzen:
Mit einer Lastspitzenkappung kann man sofort einen Großteil der Stromkosten einsparen. Ein Beispiel: Ein Betrieb im Netzgebiet der oben genannten Westnetz hat eine Lastspitze von 550 kWa, die aufgrund eines Fertigungsprozesses auftritt - und musste daher bislang rund 91.300 € Leistungspreis bezahlen (166,03€/kWa Leistungspreis x 550 kWa Lastspitze). Durch die Installation eines Gewerbespeichers mit 300 kWh, der die Lastspitze auf 400 kWa begrenzt, kann sofort eine signifikante Einsparung erzielt werden - der Betrieb spart direkt 24.900€ ein und muss nur noch 66.400€ an Leistungskosten zahlen. Durch stark fallende Kosten für Batteriespeicher wird dieses Konzept immer wirtschaftlicher.
Eine weitere Möglichkeit, seine Netzentgelte als Unternehmer zu reduzieren, sind individuelle Netzentgelte. Hier gibt es zwei Arten:
Bei der Atypischen Netznutzung verschiebt ein Unternehmen den Strombezug von sogenannten Hochlastzeitfenstern in andere Zeitfenster. Die Hochlastzeitfenster werden von den Netzbetreibern separat für jede Spannungsebene und Jahreszeit ermittelt und bekannt gegeben. Um verminderte Netzentgelte zu erhalten, muss der Verbraucher während der Hochlastzeitfenster erheblich von seiner Jahreshöchstlast abweichen. Das Verlagerungspotenzial muss mindestens 100 kW und die Verminderung der Netzentgelte mindestens 500 € betragen, damit man sich für die individuellen Netzentgelte qualifizieren kann. Für jede Netzebene gibt es eine festgelegte Erheblichkeitsschwelle, ab der Verbraucher verringerte Netzentgelte erhalten können.
Zur Ermittlung des geminderten Netzentgelts wird nun nicht mehr die absolute Jahreshöchstleistung, sondern der höchste Leistungswert innerhalb eines Hochlastzeitfenster für die Berechnung des Leistungspreise angelegt. Der Arbeitspreis bleibt davon unberührt. Die Reduktion der Netzentgelte ist dabei auf maximal 80% gedeckelt.
Bei der intensiven Netznutzung können mit dem Netzbetreiber individuelle Netzentgelte vereinbart werden. Diese können von Verbrauchern beantragt werden, wenn sie mindestens 10 GWh im Jahr verbrauchen und eine Benutzungsdauer von mindestens 7.000 Stunden im Jahr haben. Der Rabatt beträgt 80% auf die gesamten Netzentgelte bei 7.000 Benutzungsstunden, 85% bei 7.500 und 90% bei 8.000.
Welche Strategie zur Reduzierung der Netzentgelte macht für Ihr Unternehmen am meisten Sinn - und wo liegt das größte Einsparpotenzial? Wir beraten Sie gerne zu Ihren Möglichkeiten. Für eine erste, unverbindliche Analyse müssen wir nur wissen, in welcher Spannungsebene Ihr Unternehmen sich befindet, und brauchen einen aktuellen Lastgang. Stellen Sie jetzt eine unverbindliche Kontaktanfrage und einer unserer Expert:innen wird sich in Kürze bei Ihnen melden.
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